Über den Autor
Ich wurde 1967 in Berlin-Zehlendorf geboren und wuchs als jüngster von vier Brüdern bei meiner alleinerziehenden Mutter auf. Nach der Schule absolvierte ich eine Ausbildung zum Kfz-Lackierer – doch mein Weg führte mich bald weiter: zur US Army, wo ich als Command Sergeant Major diente und unter anderem als Scharfschütze und Einzelkämpfer ausgebildet wurde.
Zurück in Berlin arbeitete ich im Rettungsdienst als Rettungsassistent, bevor ich mit meiner Familie nach Paderborn zog. Dort stieg ich aufgrund meiner militärischen Erfahrung in den Personen- und Veranstaltungsschutz ein – zunächst als Einsatzleiter, später als Geschäftsführer eines Sicherheitsunternehmens und gründete eine eigene Pesonenschutz Firma. Doch dieser berufliche Erfolg erfüllte mich nicht. Ich suchte nach einer Arbeit mit mehr Tiefe, mehr Sinn.
Neben meiner Tätigkeit im Sicherheitsbereich absolvierte ich Ausbildungen zum Physiotherapeuten und Heilpraktiker für Psychotherapie. Ich eröffnete eine eigene Praxis in Lehrte bei Hannover, verkaufte meine Sicherheitsfirma – und fand in der Arbeit mit Menschen meine eigentliche Berufung.
Ein Wendepunkt war die Begegnung mit dem ehemaligen Fußballprofi Uli Borowka. Er hatte gerade den Verein "Uli Borowka – Suchtprävention und Suchthilfe e.V." gegründet und fragte mich, ob ich mit ihm zusammenarbeiten wolle. Ich sagte sofort zu – nicht zuletzt, weil mein Vater früh an den Folgen seiner Alkoholabhängigkeit verstorben war. In dieser Zeit absolvierte ich ein Studium zum Diplom-Suchttherapeuten, und wir leisteten gemeinsam wertvolle Präventions- und Aufklärungsarbeit.
Doch 2017 änderte ein schwerer Verkehrsunfall mein Leben radikal. Ich stand kurz davor, meine Praxis zu erweitern, war voller Pläne – und wurde plötzlich aus dem Leben gerissen. Es folgten Klinikaufenthalte, Rehas, Rückschläge. Ich verlor alles, was ich mir aufgebaut hatte. Es kamen chronische Schmerzen, Depressionen, später eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) dazu. Eine psychosomatische Klinik wurde zur letzten Rettung.
Was wie ein Ende wirkte, wurde zu einem Anfang. Ich begann, mich neu zu orientieren – nicht trotz, sondern wegen meiner Geschichte. Heute verbinde ich meine Erfahrungen als Soldat, Therapeut, Patient und Mensch in einem ganzheitlichen Ansatz: Therapeutisches Boxen.
Ich schreibe hier nicht nur über Methoden – ich schreibe über das Leben. Über das Kämpfen, das Hinfallen, das Wiederaufstehen. Und darüber, wie die Fäuste, die einst zum Schutz dienten, heute zu einem Werkzeug der Heilung geworden sind.
Die Wiederentdeckung der Fäuste
Die Wieder-Entdeckung der Fäuste
Wenn der Körper spricht, bevor Worte möglich sind.
Es gibt Momente im Leben, in denen Sprache versagt. In denen der Schmerz zu tief, die Wut zu groß oder die Trauer zu stumm ist, um in Worte gefasst zu werden. Für viele beginnt genau hier der Weg zurück – zu sich selbst, zum eigenen Körper, zur inneren Kraft. Dieser Weg führt oft nicht über das Gespräch, sondern über die Bewegung. Über die Fäuste.
Therapeutisches Boxen ist mehr als Sport. Es ist eine Einladung zur Begegnung – mit sich selbst, mit alten Wunden und neuen Ressourcen. In einem sicheren Raum, angeleitet und begleitet, werden Schlagpolster zu Gesprächspartnern, Bewegungen zu Ausdrucksformen und der eigene Körper zur Bühne für das, was lange verschlossen war.
Ich weiß, wovon ich spreche. Als ehemaliger Patient, der selbst an chronischem Schmerz, Depression und PTBS gelitten hat, und als heutiger Therapeut habe ich erlebt, wie heilsam es sein kann, den Körper nicht länger als Feind zu betrachten – sondern als Verbündeten. Ich habe meine Fäuste wiederentdeckt – nicht als Werkzeug der Gewalt, sondern als Sprache der Selbstbehauptung, des Mutes und der Lebendigkeit.
Dieses Buch lädt Sie ein, mehr über Therapeutisches Boxen zu erfahren – über seine Wirkung, seine Praxis und die Geschichten von Menschen, die damit ihren ganz eigenen Weg gegangen sind.
Willkommen auf der Reise.
Zurück zu den Wurzeln. Zurück in den Körper.
Zurück zur Kraft.